Studienfahrt nach Mödlareuth – „Mauer, Zaun und Stacheldraht“ – Geschichte vor Ort
In einem dreitägigen Seminar haben wir uns auf verschiedenen Wegen der Geschichte der inner-deutschen Teilung angenähert: Arbeit mit Quellen, Zeitzeugen-gespräche, Exkursionen an ge-schichtlich bedeutsame Orte und sogenannte „Sofa-Geschichte“ in Form von Filmen, die historische Stoffe verarbeiten, waren Teil der Arbeit in Mödlareuth, wo unsere Studienfahrt uns hingeführt hatte.
Bei der Ankunft im Deutsch-Deutschen Museum wurden wir mit Kaffee, Obst und weiterer Verpflegung begrüßt. Nach einer kurzen Einführung nahm uns unsere Referentin Frau Friedrich auf eine kleine Tour durchs umliegende Gelände mit, um uns mit der Geschichte von Mödlareuth vertraut zu machen.
Noch heute ist mitten im Dorf ein Teilstück der Mauer erhalten, die Mödlareuth in einen bayerischen BRD- und einen thüringischen DDR-Teil trennte. Es gehört zum Außengelände des Museums.
Hier, im ehemals geteilten Dorf Mödlareuth, wurde für uns die Situation der deutschen Teilung und insbesondere das Gefühl, an der innerdeutschen Grenze zu leben, besonders drastisch spürbar. Die erhaltenen militärischen Anlagen und Geräte zur Überwachung und Sicherung der Grenze, die allesamt begeh- und „begreifbar“ sind, lösten beklemmende Gefühle bei uns aus.
Das darauffolgende Zeitzeugengespräch mit einer Dorfbewohnerin, die von ihren Erfahrungen zu Zeiten der Teilung des Dorfes, das auch als „Little Berlin“ bezeichnet wurde, berichtete, gab uns die Möglichkeit das gelernte Wissen zu vertiefen und persönliche Fragen zu stellen. Nach der Wiedervereinigung hätten die beiden künstlich getrennten
Ortsteile zum Glück wieder zusammengefunden und man freue sich, dass man wieder gemeinsam feiern und sich v.a. frei bewegen könne.
Nach einem langen Tag ging es dann zum Check-In in unser Hotel in Hof, wo uns ein leckeres Abendessen erwartete und wir anschließend einen angenehmen Abend und eine geruhsame Nacht verbrachten.
Voller Tatendrang ging es nach einem stärkenden Frühstück am nächsten Morgen mit unserem Reisebus wieder ab nach Mödlareuth.
Nach einer knappen Einführung in die Arbeit mit Quellen durch unseren Seminarleiter Herrn Frank durften wir uns am Beispiel des Peter Stegemann mit dem Schicksal eines gescheiterten Republikflüchtlings beschäftigen.
Den ganzen Vormittag arbeiteten wir uns durch dessen Stasti-Akte, die wirklich jedes kleinste Detail aus dem Leben des auf der Flucht durch Splitterminen getöteten jungen Mannes beinhalteten. Wie sehr die Stasi damals ihren Leitsatz „Keine Information ist unwichtig“ beherzigte, konnten wir an zahlreichen Aktennotizen und Protokollen z.B. zu Befragungen der Grenzsoldaten, der Ehefrau, der Ärzte sowie mithilfe von Fotos und Dokumenten aus dem Umfeld des Flüchtenden authentisch nachvollziehen.
Nach dem Mittagessen im Museum begann eine Exkursion durch das windige Umland von Mödlareuth, wo wir den ursprünglichen Grenzverlauf und andere wichtige Orte der deutsch-deutschen Teilung besichtigten. Unter anderem besuchten wir die sogenannte „Führungsstelle Heinersgrün“, einen Wachturm in genau dem ehemaligen Grenzabschnitt, in dem Peter Stegemanns Fluchtversuch nach der Überwindung des kilometerbreiten und streng bewachten Grenzgebiets ganz am Ende durch eine am letzten Grenzzaun installierte Selbstschussanlage brutal beendet worden war und der junge Familienvater sein Leben verloren hatte.
Auch der kleine Ort Ullitz, an dessen Ortsschild bis 1989 sprichwörtlich die Welt endete, weil die Straße durch einen Grenzzaun abgesperrt war, war Ort unseres Besuchs.
Außer einem wohl vergessenen DDR-Grenzstein, der dort im Gebüsch steht, erinnert nur noch ein Schild an die damalige Teilung Deutschlands und Europas.
Zum Abschluss des zweiten Seminartages schauten und besprachen wir den Film „Es gibt kein Niemandsland“, in dem eine gelungene Flucht aus der DDR und die drastischen Folgen für die Eltern des Geflüchteten sowie die Reaktionen verschiedener Menschen aus dem Dorf thematisiert werden.
Gestärkt durchs Abendessen und erholt durch einige Stunden Freizeit im Hofer Nachtleben mussten wir eiligst im Hotel einige Vorbereitungen treffen, um gebührend in den 18. Geburtstag einer Mitschülerin hinein feiern zu können.
Dementsprechend müde aber nicht minder motiviert starteten wir den letzten Tag des Seminars erneut in Mödlareuth. Dort fand erst ein Vortrag von Dr. Unger, dem Leiter der bayerischen Landeszentrale für politische Bildung, über die Rolle und Macht des SED-Regimes statt, wobei unser Wissen aus den Vortagen immer wieder Eingang fand.
Ein Zeitzeugengespräch mit Günter Krantz, einem ehemaligen Beamten des Bundesgrenzschutzes, der an der innerdeutschen Grenze eingesetzt war, rundete das sehr gut organisierte und lehrreiche Seminar ab.
Gestärkt durch ein abschließendes gemeinsames Mittagessen, müde aber glücklich ging es pünktlich um 12:30 Uhr zurück nach Nittenau.
Rea Bruß, Viktoria Schaffer, Emily Grabisna